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Kurzdarmsyndrom

Was ist das Kurzdarmsyndrom genau?

Ein Kurzdarmsyndrom (KDS) bezeichnet ein Krankheitsbild, dass durch die operative Entfernung (Resektion) grosser DĂŒnndarm Abschnitte entsteht. Als weitere Ursache kommen Erkrankungen in Frage, bei denen der Darm zwar normal lang ist, aber nicht regulĂ€r funktioniert und er deshalb ebenfalls nur schlecht oder gar keine NĂ€hrstoffe und FlĂŒssigkeiten aufnehmen kann. Das bezeichnet man dann als funktionelles Kurzdarmsyndrom.

So Individual wir Menschen auch sind, so unterschiedlich und vielfĂ€ltig sind die Ursachen fĂŒr eine Resektion.

Das Syndrom kann, aufgrund der Erkrankung und dem mit sich mitbringendem Verlust der Darmfunktion, einen grossen Einfluss auf Deine LebensqualitĂ€t haben.↳

Was ist ein Darmversagen?

Wenn die Darmfunktion aufgrund der Resektion unter das Minimum gelangt, welches fĂŒr die Absorption von MakronĂ€hrstoffen und/oder Wasser und Elektrolyten notwendig ist, spricht man von einem Darmversagen (DV).

Die Verdauung und die ausreichende Aufnahme von NĂ€hrstoffen, FlĂŒssigkeit und Mineralien kann dann nur mit speziellen Massnahmen aufrechterhalten werden oder muss durch eine kĂŒnstliche ErnĂ€hrung ĂŒber eine Vene ergĂ€nzt bzw. komplett ĂŒbernommen werden.

Beim Darmversagen unterscheidet man drei Typen:

  • Typ 1: akutes Darmversagen,
  • Typ 2: verlĂ€ngertes akutes Darmversagen und
  • Typ 3: chronisches Darmversagen

Beim chronischen Darmversagen also Typ 3, benötigen Patienten ĂŒber Monate oder sogar Jahre parenterale ErnĂ€hrung, damit die NĂ€hrstoffaufnahme des Körpers sicher gestellt werden kann.↳

Patienten erzÀhlen Ihre Geschichten

 

"Wenn ich heute den Leuten erklĂ€ren soll, was Kurzdarmsyndrom ist, erwĂ€hne ich oft den Johnny Depp-Film “Fluch der Karibik”. Erinnern Sie sich an die Piraten, die als lebende Tote verflucht wurden? Sie konnten trinken und essen, aber alles lief nur durch ihre Körper. Als ich diese Szene zum ersten Mal sah, sagte ich: Das bin ich!"

Dario – Schweizer Patient mit Kurzdarmsyndrom

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"So habe ich trotz tĂ€glicher, stundenlanger, parenteraler ErnĂ€hrung – jetzt zu Hause – zuerst das Abi und dann eine Schneiderlehre nachzuholen versucht. Aber da waren die bösen Fehlzeiten. TĂ€glich grĂŒsste das Murmeltier: Ein Krankenhaus-Kurztrip reihte sich an den nĂ€chsten. Ich hatte sehr gute Noten, war sehr ambitioniert, jedoch killten mich die Fehltage. Nach drei AnlĂ€ufen gab ich auf. Ich war frustriert! Wie oft wĂŒrde ich mich denn wieder zu einem Neuanfang aufraffen mĂŒssen?"

Claudia-Maria – Deutsche Patientin mit Kurzdarmsyndrom

 

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Welche Ursachen fĂŒhren zu einem Kurzdarmsyndrom?

Das Kurzdarmsyndrom tritt meistens dann auf, wenn ein grosser Teil des Darms (v.a. des DĂŒnndarms) operativ entfernt wurde. Die Ursachen sind vielfĂ€ltig, von welchen wir Dir unten ein paar berichten.

Bei Erwachsenen sind Patienten mit einem komplizierten Morbus Crohn am hĂ€ufigsten betroffen. DĂŒnndarm-Operationen können aber auch nach akuten GefĂ€ĂŸverschlĂŒssen des Darms (Mesenterialinfarkte), bei Krebserkrankungen, nach Bestrahlungstherapien des Bauchbereichs (Strahlenenteritis), nach Verletzungen mit SchĂ€digung des DĂŒnndarms, bei ausgeprĂ€gten Darmfisteln oder bei Darmverschlingungen notwendig werden.

Bei Kindern sind vor allem schwere Komplikationen bei FrĂŒhgeburten, angeborene Fehlbildungen und Verschlingungen des Darmes Ursachen fĂŒr ein Kurzdarmsyndrom. Zum Beispiel:

  • Nekrotisierende Enterokolitis (eine entzĂŒndliche Darmerkrankung, die vor allem FrĂŒhgeborene betrifft)
  • Darm-Volvulus (eine Darmverdrehung)
  • Morbus Hirschsprung. Der Morbus Hirschsprung ist durch einen fehlerhaften Aufbau des Nervensystems des Darmes charakterisiert.
  • DĂŒnndarmatresie. Dabei ist der DĂŒnndarm nicht durchgĂ€ngig. Diese Erkrankung tritt entweder durch das Fehlen eines Darmanteils (echte „Atresie“) auf oder durch eine Membran, die sich windsackartig in den Darm vorwölbt.
  • Gastroschisis. Das ist eine angeborene Fehlbildung der vorderen Bauchwand.

Wie auch wĂ€hrend Deinem gesamten Krankheitsverlauf, so ist es auch nach der Operation wichtig, dass Du Dich mit Deinem behandelnden Ärzteteam austauschst. Sie können Dir helfen Deine Blutwerte zu kontrollieren und somit RĂŒckschlĂŒsse zu ziehen, ob Dein Körper noch ausreichend mit NĂ€hrstoffen versorgt wird. Ist dein Körper nicht mehr in der Lage die notwendigen NĂ€hrstoffe mit dem verbleibenden RestdĂŒnndarm aufzunehmen, so spricht man von einem Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen. >>weiter↳

Was passiert mit meinem Darm und Körper?

Im DĂŒnndarm findet der grösste Teil der Verdauung statt. Hier werden MakronĂ€hrstoffe (Eiweisse, Kohlenhydrate und Fette) und MikronĂ€hrstoffe (Vitamine und Spurenelemente) aufgenommen.

Die Resorption von Wasser und Mineralien (Elektrolyte) erfolgt im DĂŒnn- und im Dickdarm. Eine Reihe von NĂ€hrstoffen wird nur in bestimmten Darmabschnitten resorbiert. Vitamin B12 und die GallensĂ€uren zum Beispiel im unteren DĂŒnndarm (Ileum). Werden diese Darmabschnitte entfernt, kann der restliche Darm diese Aufgabe nicht ĂŒbernehmen. Die Funktion des oberen DĂŒnndarms (Jejunum) hingegen kann gegebenenfalls von den weiter unten gelegenen DĂŒnndarmabschnitten (Ileum) nach einer Anpassungsphase ĂŒbernommen werden.

Fehlt ein grosser Teil Deines Darmes, sowie beim Kurzdarmsyndrom, ist die Funktion des Darms stark eingeschrĂ€nkt. Um die Verdauung und die ausreichende Aufnahme von NĂ€hrstoffen, FlĂŒssigkeit und Mineralien aufrecht zu erhalten, mĂŒssen spezielle Massnahmen getroffen werden oder es wird komplett auf die kĂŒnstliche ErnĂ€hrung umgestellt.↳

Welche Rolle spielt die (parenterale) ErnÀhrung beim Kurzdarmsyndrom? weiter >>

Wie ist der Krankheitsverlauf mit einem Kurzdarmsyndrom?

Der Krankheitsverlauf nach einer Operation lÀsst sich in drei Phasen unterteilen:

1. Hypersekretionsphase

Die Hypersekretionsphase ist charakterisiert durch wĂ€ssrige DurchfĂ€lle mit erheblichen FlĂŒssigkeits- und Elektrolytenverlusten. Daher ist es ratsam, unmittelbar nach einer Operation mit der parenteralen FlĂŒssigkeits- und ErnĂ€hrungssubstitution zu beginnen – und zwar immer dann, wenn ein Darmversagen zu erwarten ist.

2. Adaptionsphase

Die Adaptionsphase verlÀuft individuell sehr unterschiedlich und ist von verschiedenen Faktoren abhÀngig, unter anderem vom Aufbau und der Struktur des Darmtracks nach der Operation. Die Adaptionsphase kann bis zu zwei Jahre, in seltenen FÀllen auch lÀnger andauern.

3. Stabilisierungsphase

Der Adaptionserfolg, der erzielt worden ist, wenn die stabile Phase erreicht worden ist, bestimmt langfristig die individuellen Möglichkeiten der ErnĂ€hrung. Patienten, die zu diesem Zeitpunkt zumindest partielle oder vollstĂ€ndige normale ErnĂ€hrung ĂŒber den Magen-Darm-Trakt erreicht haben, bleiben in der Regel dauerhaft unabhĂ€ngig von der parenteralen ErnĂ€hrung.

Gut zu wissen: Im Zeitverlauf der Phasen nach der Operation kann vieles passieren – von der vollstĂ€ndigen AbhĂ€ngigkeit von der parenteralen ErnĂ€hrung zu Beginn, ĂŒber eine Reduktion der Menge oder der Frequenz der Infusionen bis hin zum vollstĂ€ndigen Absetzen der parenteralen ErnĂ€hrung.

Zeitverlauf der Phasen nach der Operation

Sollte Dein Körper nach der Operation nicht in der Lage sein, alle NĂ€hrstoffe problemlos wieder aufzunehmen, eine sogenannte natĂŒrliche Adaptation, so gibt es weitere Therapiemöglichkeiten, die Dir helfen könnten.↳

Wie kann das Kurzdarmsyndrom behandelt werden? weiter >>

Was sind die Folgen von Kurzdarmsyndrom und die oftmals damit verbundene kĂŒnstliche ErnĂ€hrung?

Die Folge der mangelhaften Aufnahme von FlĂŒssigkeit und NĂ€hrstoffen aus dem Darm – man nennt das auch Malabsorption – ist, dass viel FlĂŒssigkeit im Darm verbleibt und es dadurch zu massiven DurchfĂ€llen kommt. Mit dem Durchfall gehen nicht nur Wasser, sondern auch viele Mineralien und Spurenelemente verloren.

Ohne spezielle Behandlung kommt es durch die Malabsorption schnell zu Gewichtsverlust und MangelernĂ€hrung, spĂ€ter zu Vitaminmangel, SchwĂ€che, Fett- und Muskelschwund. Der Vitaminmangel kann zudem zu trockener Haut, Knochenerkrankungen, Apathie/Depression, verminderter Wundheilung, vorzeitigen Alterserscheinungen und einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes fĂŒhren.

Auch die kĂŒnstliche ErnĂ€hrung birgt Risiken und Beschwerden bei Patienten, welche teils tĂ€glich ĂŒber mehrere Stunden ĂŒber diese Massnahme ernĂ€hrt werden. Obwohl diese Therapie jahrelang erfolgreich sein kann, bedeutet sie eine enorme Belastung.

Bei lĂ€ngerer kĂŒnstlicher ErnĂ€hrung können lebensbedrohliche Infektionen, GefĂ€ĂŸverschlĂŒsse, die Bildung von Nieren- und Gallensteinen und schlimmstenfalls schwere LeberschĂ€den bis hin zur Zirrhose beobachtet werden.

In allen FĂ€llen solltest Du stets mit Deinen Ärzten die aktuelle Situation beurteilen und gemeinsam weitere Entscheidungen treffen.↳

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