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Anamnese und körperliche Untersuchung

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Der erste Schritt zur Diagnose: die Anamnese…

Unter Anamnese versteht man in der Medizin die Erhebung der Krankengeschichte durch Befragung des Patienten. Die Anamnese steht immer am Anfang der Diagnostik und spielt auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa eine zentrale Rolle. Es geht um die genaue Darstellung deiner Beschwerden, wie, wann und in welchem Zusammenhang sie auftreten, ob es Auslöser dafür gibt und weitere Punkte, die dabei von Interesse sein könnten. Ausserdem wird sich der Arzt nach deinen gesundheitsrelevanten Merkmalen, Anfälligkeiten (Prädispositionen), Verhaltensweisen, früheren Ereignissen wie z.B. Operationen sowie Vor- und Begleiterkrankungen erkundigen.

Zwei Beispiele, warum diese Fragen von besonderer Bedeutung sind: 

1.) Wenn einer deiner Verwandten ersten Grades – sprich ein Elternteil – an einer Colitis ulcerosa leidet, ist dein eigenes Erkrankungsrisiko um das 10- bis 15-fache erhöht.

2.) Bei Ex-Rauchern liegt die Wahrscheinlichkeit um 70% höher als bei Menschen, die nie geraucht haben, oder – erstaunlicherweise – bei aktiven Nikotinkonsumenten (unterm Strich ist dennoch der Rauchstopp besser! Bei Morbus Crohn stellt das Rauchen einen wichtigen Risikofaktor für die Entstehung und einen schwereren Krankheitsverlauf dar.

Wonach fragt der Arzt im Anamnesegespräch?

Je mehr relevante Informationen der Arzt von dir erhält, desto grösser ist der Nutzen dieser Befragung. Dabei wird es vor allem um folgende Punkte gehen:

  • Familie: Treten in deiner Familie Magen-Darm-Erkrankungen gehäuft auf? Gibt es andere Besonderheiten?
  • Körperliche Beschwerden:  
    • Auf den Darm bezogen: Hast du Schmerzen im rechten Unterbauch? Bauchkrämpfe? Schleimige, blutige oder (dünn-) flüssige Durchfälle? Veränderungen beim Stuhlgang? Erhöhte Stuhlfrequenz? Verstärkter Stuhldrang? 
    • Auf andere Körperstellen bezogen (extraintestinale Manifestationen): Gelenk- oder Knochenschmerzen? Hautveränderungen? Augenerkrankungen? Knochenschwund (Osteoporose)? Lebererkrankungen?
    • Allgemein: Fieber? Abgeschlagenheit? Krankheitsgefühl? Gewichtsverlust?
  • Seelische Beschwerden: Hast du familiäre oder andere psychische Belastungen?
  • Krankheiten/Ereignisse: Allergien? Infektionen? Andere Erkrankungen? Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Frühere Operationen oder gesundheitsbezogene Vorfälle?
  • Ernährung
  • Lebensstil: Bewegung? Nikotin? Alkohol? Drogen? Umweltfaktoren?
  • Berufliche und soziale Situation

… und die körperliche Untersuchung

Auf das ärztliche Gespräch folgt die körperliche bzw. klinische Untersuchung. Durch Anschauen (Inspektion), Abtasten (Palpation) und Abhören (Auskultation) des Patienten lassen sich wichtige Informationen gewinnen, bevor die aufwändigere apparative Diagnostik mit bildgebenden Verfahren und Darmspiegelung erfolgt. Der Arzt misst ausserdem Blutdruck, Puls und Körpertemperatur sowie deine Körpermasse. Gewichtsverluste oder -zunahmen sind ein wichtiger Parameter zur Beurteilung des Krankheits- und Behandlungsverlaufs. 
Beim Abtasten des Bauches erfühlt der Arzt u.a. die Beschaffenheit und Spannung der Bauchdecke sowie die Lage und Beweglichkeit von inneren Organen. Dabei kann er auch Druckempfindlichkeiten feststellen und lokalisieren.

Eine wichtige Massnahme zur Erfassung von chronisch entzündlichen Erkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist die rektale Untersuchung, um zu prüfen, ob der Enddarm krankhafte Veränderungen aufweist. Dabei führt der Arzt, unter Verwendung von Handschuhen und Gleitmittel, einen Zeigefinger vorsichtig in den After ein und tastet das Rektum mit behutsamen Drehbewegungen von innen ab. So kann der Arzt die Funktion des Schliessmuskels prüfen und etwaige Verhärtungen oder Geschwüre der Schleimhaut erspüren. Bei Männern kann diese einfache Methode gleich noch zum Abtasten der Vorsteherdrüse (Prostata) genutzt werden.

Die rektale Untersuchung erfolgt meistens in Seitenlage mit stark an den Körper herangezogenen Beinen. Das mag erstmal ungewohnt und unangenehm erscheinen. Ein guter Arzt wird dich aber vorher über den Ablauf und das Ziel dieser Untersuchung aufklären und dir helfen, dabei möglichst entspannt zu sein. Eine oft hilfreiche Methode besteht darin, den Schliessmuskel des Afters etwas zu lockern, indem du ihn mehrmals fest zusammenpresst und danach gleich wieder entspannst.

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