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Operation

Julia Stirnimann sieht man ihre Geschichte von aussen nicht an. Und doch hat die junge Frau eine berĂŒhrende Vergangenheit hinter sich und lebt heute mit einem Stoma, einem kĂŒnstlichen Darmausgang. In dieser Episode spricht Gastgeberin Dr. Eve Huber mit ihr ĂŒber ihre Colitis ulcerosa und darĂŒber wie die Schmerzen zu einem so alltĂ€glichen Begleiter geworden sind.

Wann ist die Operation ein Thema?

In den meisten FĂ€llen ist eine chronisch entzĂŒndliche Darmerkrankung (CED) mit einer medikamentösen Therapie gut in den Griff zu bekommen. Es kann allerdings auch Situationen geben, in denen du um einen operativen Eingriff nicht herumkommst – oder dich sogar gezielt dafĂŒr entscheidest.↳

Nicht die erste Option – aber manchmal die beste

Die Therapie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erfolgt in erster Linie medikamentös, ein breites Spektrum an wirksamen PrĂ€paraten steht dafĂŒr zur VerfĂŒgung. Operationen stehen in der Liste der Behandlungsmassnahmen nicht an erster, sondern an letzter Stelle. Mit operativen Eingriffen ist immer auch ein gewisses Risiko verbunden. Deshalb sollten sie nur zurĂŒckhaltend eingesetzt werden, zumal eine Heilung, vor allem bei Morbus Crohn, selbst durch grössere Operationen nicht zu erzielen ist.

Dennoch gibt es bestimmte Situationen, die sich nur operativ beheben lassen oder bei denen eine Operation als therapeutische Alternative in Frage komm, etwa bei

  • medikamentös nicht beherrschbarer KrankheitsaktivitĂ€t;
  • Komplikationen wie Fisteln, Blutungen, Abszesse oder Verengungen (Stenosen) im Darm;
  • Wirkverlust von Medikamenten;
  • Notfallsituationen wie Darmverschluss oder -durchbruch (Perforation).

Die genannten Komplikationen kommen hĂ€ufiger bei Morbus Crohn vor. Ein Colitis-assoziiertes Karzinom oder Krebsvorstufen sowie als Notfallsituationen ein toxisches Megakolon oder eine Darmperforation sind typische OP-GrĂŒnde bei Colitis ulcerosa.

Wird einen grossen Darmabschnitt entfernt so spricht man von einem Kurzdarmsyndrom. Eine seltene Komplikation bei CED Patienten weiter >> â†ł

Ist die Colitis ulcerosa durch eine Operation heilbar?

Bei dieser Erkrankung sind Operationen insgesamt seltener erforderlich als bei Morbus Crohn. Ausserdem kann der chirurgische Eingriff in manchen FĂ€llen auch mit dem Anspruch einer Heilung erfolgen, da die Colitis ulcerosa ausschliesslich den Dickdarm betrifft und nach dessen Entfernung (Kolektomie bzw. restaurative Proktokolektomie) unter UmstĂ€nden kein Thema mehr ist. 

Da bei Entfernung des Dickdarms aber immer ein StĂŒck des Rektums erhalten bleibt, können Rezidive, also erneute KrankheitsausbrĂŒche, auch nach einer Kolektomie auftreten. Die Chancen, eine Colitis ulcerosa durch die operative Darmentfernung ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum kontrollieren zu können, sind aber hoch.↳

Wer trifft die Entscheidung zur OP?

Abgesehen von den – zum GlĂŒck sehr seltenen – Notfallsituationen sind die Operationen bei CED eine planbare Angelegenheit – und hĂ€ufig auch eine Frage der AbwĂ€gung zwischen Nutzen und Risiko. Dabei spielen deine persönlichen BedĂŒrfnisse bzw. PrĂ€ferenzen und LebensumstĂ€nde eine massgebliche Rolle.

Deshalb sollte der Entscheid fĂŒr ein operatives Vorgehen in Ruhe und in enger gemeinsamer Abstimmung zwischen dir und dem interdisziplinĂ€ren Behandlungsteam getroffen werden, zu dem neben deinem Gastroenterologen noch der Chirurg und eventuell weitere FachĂ€rzte gehören.↳

Wie hÀufig wird bei CED operiert?

Auch bei der HĂ€ufigkeit von Operationen gibt es Unterschiede zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Beim Crohn erzwingt der Krankheitsverlauf bei rund zwei von drei Patienten innerhalb von 10 Jahren einen chirurgischen Eingriff, bei der Colitis ĂŒber den gesamten Krankheitsverlauf hinweg nur bei jedem dritten Patienten.↳

Kein Sonntagsspaziergang – aber gute Erfahrungen, die Mut machen

Schönreden sollte man das Thema Darmoperation nicht. Dennoch gibt es auch einige gute Nachrichten: Dank der Entwicklung neuer Techniken sind die chirurgischen Verfahren heute fĂŒr den Patienten deutlich schonender als frĂŒher. Wenn es um die Entfernung von Darmgewebe geht, lautet die chirurgische Regel zudem: so viele Darmabschnitte wie nötig, aber so wenige wie möglich.

Und selbst wenn man sich das vielleicht vorher nicht vorstellen kann oder mag: Die Erfahrungen vieler operierter CED-Patienten zeugen davon, dass es sich auch ohne die herausoperierten Darmabschnitte gut leben lĂ€sst – hĂ€ufig mit einer deutlich besseren LebensqualitĂ€t als vor der OP. Das gilt auch fĂŒr die Anlage eines kĂŒnstlichen Darmausgangs (Stoma), die manchmal vorĂŒbergehend und in anderen FĂ€llen dauerhaft erfolgt. Solche Erfahrungen und der Austausch mit operierten Patienten kann dir Mut machen, um dich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und dich optimal auf eine Operation (oder die Entscheidung darĂŒber) vorzubereiten.↳

Werden bei einer Operation immer Darmabschnitte entfernt?

Nein, keineswegs. Vor allem beim Morbus Crohn geht es um ganz unterschiedliche AnlĂ€sse, Behandlungsziele und Operationsverfahren. Wenn beispielsweise der Darm nur ĂŒber eine kurze Strecke verengt ist, wird diese Stenose chirurgisch erweitert, ohne dass Darmgewebe entfernt werden muss (Strikturoplastik). Vorteil: Die normale Stuhlpassage bleibt erhalten.

Auch der Verschluss von Fisteln oder die Entfernung von Abszessen erfolgt normalerweise ohne Herausnahme von Darmabschnitten (Darmresektion).

Es kann jedoch in seltenen FĂ€llen vorkommen, dass zum Beispiel beim Morbus Crohn die EntzĂŒndung nicht unter Kontrolle gebracht werden kann und es dadurch zu multiplen Darmresektionen kommt. Eine seltene Komplikation bei CED Patienten weiter >>↳

HĂ€ufig eingesetzt: die SchlĂŒsselloch-Technik 

Aber auch wenn Darmteile entfernt werden mĂŒssen, bedeutet das nicht automatisch eine grosse Bauchoperation. Stattdessen nutzen die Chirurgen meistens die sogenannte minimal-invasive Laparoskopie. Mithilfe dieser SchlĂŒsselloch-Technik werden entzĂŒndete Darmabschnitte mit verschiedenen Instrumenten ĂŒber zwei kleine Öffnungen in der Bauchdecke herausoperiert.

Ein Fistelverschluss erfolgt in der Regel ebenfalls minimalinvasiv, nĂ€mlich von innen mit einem Endoskop, das auch bei der Darmspiegelung zum Einsatz kommt. In dem mit einer Kamera ausgestatteten schlauchförmigen GerĂ€t werden Instrumente mitgefĂŒhrt, mit denen HohlrĂ€ume und FistelgĂ€nge mit Metallklammern (Megaclips) verschlossen werden können.

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