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CED und Beruf

CED und Beruf – Eine besondere Herausforderung

Der Beruf sichert nicht nur Einkommen und Existenz, sondern ist oft auch eine Quelle für Selbstvertrauen, Bestätigung und Sinnerfüllung. Ob mit oder ohne chronische Erkrankung: Die meisten Menschen möchten arbeiten, am sozialen Leben teilnehmen und ihren Beitrag leisten. Ein erfolgreiches Berufsleben ist auch mit einer CED häufig möglich. Wie herausfordernd es sich gestaltet, hängt zwar einerseits vom individuellen Charakter und Verlauf deiner Erkrankung ab. Du kannst aber durch ein planvolles und gezieltes Vorgehen auch selbst viel dafür tun, dass sich die Weichen in eine für dich günstige Richtung stellen.

Diana Dietrich schildert in dieser Podcast-Episode eindrücklich, wie sie mit 17 Jahren die Diagnose Morbus Crohn erhielt und wie das ihren Berufsalltag beeinflusst hat. Gastgeberin Dr. Eve Huber spricht mit ihr gemeinsam über Vorstellungsgespräche, über Offenheit mit Kollegen und den Umgang mit plötzlich auftretenden Symptomen während der Arbeitszeit. Bekomme zudem Einblicke über die rechtliche Situation in der Schweiz und erfahre, wie Personalabteilungen Betroffene in solchen Situationen unterstützen können.

Tipps für das Arbeitsleben mit CED

Ausbildung und Studium:

  • Ausbildung oder Studium mit CED? Aber klar! Allerdings solltest du damit rechnen, dass du während akuter Schübe voraussichtlich Abstriche bei deiner Leistungsfähigkeit machen musst. Versuche, die Rahmenbedingungen deines Studiums soweit möglich daran anzupassen, etwa indem du dir von vorneherein etwas mehr Zeit dafür nimmst.
  • Überlege dir auch, ob du andere, z.B. das Fachpersonal, über deine Krankheit informieren willst. Bei einem offenen Umgang mit deiner chronischen Erkrankung kannst du normalerweise mit Verständnis am Ausbildungs- oder Studienplatz rechnen. Damit beugst du möglicherweise eventuellen Nachteilen durch Unverständnis für Abwesenheit oder Leistungsdefizite vor. Vielleicht finden sich in der ein oder anderen Situation auch individuelle Lösungen, mit denen auf deine Zusatzbelastung Rücksicht genommen wird.

Berufswahl:

  • Beruf kommt von Berufung, es geht dabei nicht nur ums Geldverdienen. Deshalb solltest du deine Berufswahl vor allem an deinen Interessen und Fähigkeiten ausrichten, so wie darmgesunde Menschen auch.
  • Rücksicht auf dich und deine CED solltest du dabei schon nehmen, indem du dich nach einem Berufsmodell umschaust, das dir ausser inhaltlicher Befriedigung auch genügend Freiraum bietet, um dich bei aktiven Entzündungsphasen zurücknehmen zu können. Karriere mit CED ist möglich, du solltest dabei aber auch auf unvorhersehbare Widrigkeiten vorbereitet sein.
  • Einige Berufsfelder erscheinen objektiv besser geeignet als andere: etwa kreative Berufe (wie z.B. Online-Redakteur, Grafiker, Web-Designer) oder solche im IT-Bereich (z.B. Programmierer), die ohne Einschränkungen von zuhause aus durchführbar sind. Vorteilhaft ist die Vermeidung von Reisetätigkeiten oder Schichtdiensten, was auch für Jobs in der Verwaltungsbranche oder im kaufmännischen Bereich gilt.
  • Die Selbständigkeit kommt natürlich auch in Frage: Neben Vorzügen wie der Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und einem selbstbestimmten Leben kannst du deine Arbeitszeiten prinzipiell flexibler an deinen Gesundheitszustand anpassen als in der Festanstellung. Die Kehrseite betrifft die Existenzsicherung: Du solltest für ein ausreichendes Finanzpolster sorgen, um akute Entzündungsphasen überbrücken zu können. Zudem ist die unterbewusste Belastung etwaiger Existenzängste auf den Darmtrakt nicht zu unterschätzen. Deshalb solltest du die Vor- und Nachteile einer möglichen Selbständigkeit mindestens so sorgfältig oder noch ein bisschen sorgfältiger als darmgesunde Menschen abwägen, bevor du dich für diesen grossen Schritt entscheidest.
  • Nutze alle möglichen Beratungsangebote zur Berufswahl, vor allem auch solche für Menschen mit chronischen Krankheiten.
  • Fazit: Jeder Krankheitsverlauf ist anders und keiner lässt sich vorhersagen. Deshalb ist einerseits manchen Menschen mit CED möglich, was anderen verwehrt bleibt. Andererseits kann sich deine gesundheitliche Situation im Laufe der Zeit ändern und zu Planänderungen führen. Lass dich jedenfalls nicht allein schon von der Diagnose „CED“ entmutigen und davon abhalten, deinen Traumberuf zu ergreifen oder auszuüben. Auch wenn dieser im ersten Moment vielleicht nicht „CED-geeignet“ erscheint. In der CED-Community finden sich etliche positive Beispiele dafür, dass man trotz Crohn oder Colitis vieles schaffen kann.

Bewerbungsgespräch:

  • Vor dem Bewerbungsgespräch stellt sich für dich die Frage: Was erzähle ich von meiner CED? Grundsätzlich bist du dazu nicht verpflichtet. Von bestimmten Ausnahmen abgesehen, ist die Frage nach einer chronischen Erkrankung rechtlich nicht zulässig und muss dann von dir auch nicht wahrheitsgemäss beantwortet werden. Ausser, es ist aufgrund deiner gesundheitlichen Einschränkungen von vorneherein klar, dass du spezielle Anforderungen bzw. die erwartbare Arbeitsleistung nicht erbringen kannst. Dann solltest du aber wohl auch von dieser speziellen Berufswahl Abstand nehmen.
  • Es liegt also an dir, ob du deinen zukünftigen Arbeitgeber über deine CED informierst oder nicht.
    • Dafür spricht: Gehst du mit deiner Erkrankung offen um, zeigst du damit deine Ehrlichkeit und legst den Grundstein für eine gesunde Arbeitsbeziehung. Bei späteren Krankheitsausfällen braucht es dann auch keine Ausreden.
    • Dagegen spricht: Deine ehrliche Art kann sich allerdings auch negativ auf den Bewerbungsprozess auswirken – allem bekundeten Verständnis zum Trotz.

CED-Diagnose als Berufstätiger: Was tun?

  • Ansprechen – ja oder nein? Für beide Antworten kann es gute Gründe geben. Besteht eine loyale oder sogar fast familiäre Beziehung zwischen dir und deinen Kollegen bzw. Vorgesetzten, spricht das für einen offenen Umgang mit deiner CED. Du kannst dabei eventuell vorhandene Vorurteile abbauen und vermutlich mit Verständnis für häufige Toilettengänge und Fehlzeiten rechnen. Wenn dein berufliches Umfeld Bescheid weiss, wird es dir möglicherweise auch selbst leichter fallen, die Gegebenheiten zu akzeptieren. In jedem Fall ist das Ansprechen oder Verschweigen der CED deine individuelle Entscheidung, die von deiner Persönlichkeit ebenso abhängt wie von der Situation am Arbeitsplatz. Du solltest das Gespräch mit deinem Vorgesetzten allerdings frühzeitig suchen, wenn dich die Erkrankung, etwa bei einem Schub, in deiner beruflichen Arbeit sehr einschränkt (z.B. bei einem Job im Aussenbereich oder mit intensivem Kundenkontakt  mit eingeschränkten Möglichkeiten, eine Toilette aufzusuchen). Dein Arbeitgeber wird in den meisten Fällen Verständnis dafür haben, zumal du in der Remission normalerweise ebenso leistungsfähig bist wie deine Arbeitskollegen.
  • Homeoffice: Vielleicht kannst du deinen Arbeitsplatz überwiegend nach Hause verlagern. Dann gibt es keinen Rechtfertigungszwang für häufige Toilettenbesuche und du kannst deine Arbeitszeiten an besondere CED-Umstände wie einen akuten Schub anpassen.
  • Flexible Arbeitszeiten: Ist die Homeoffice-Lösung keine Option, kommen stattdessen vielleicht flexible Arbeitszeiten in Frage. Die erleichtern dir kurzfristige Arztbesuche und den Umgang mit zeitlichen Verzögerungen wegen einer Schubphase.
  • Im Büro: Kommen weder das Homeoffice noch flexible Arbeitszeiten für dich oder deinen Chef nicht in Frage, empfiehlt sich die Beachtung folgender „Arbeitsplatz-Regeln“:
    • eine Toilette in der Nähe deines Arbeitsplatzes;
    • Schichtarbeit oder lange Dienstzeiten als Ausnahme;
    • Stress als Ausnahme;
    • Reisetätigkeit nur als seltenes Erfordernis.
  • Versetzung: Wenn sich die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz nicht an deine CED-spezifischen Erfordernisse anpassen lassen, solltest du die Möglichkeiten zu einem internen Jobwechsel eruieren. Arbeitest du beispielsweise im Aussendienst, reicht möglicherweise ein klärendes Gespräch mit deinem Arbeitgeber für eine Versetzung in den Innendienst. Eine andere Option sind interne Weiterbildungen, wenn du auf dieser Basis eine „CED-tauglichere“ Stelle übernehmen kannst.
  • Berufliche Veränderung: Eine Umschulung bzw. die Erwägung beruflicher Alternativen erscheint tatsächlich überlegenswert, wenn du in deinem bisherigen Beruf viel unterwegs und selten an einem festen Arbeitsplatz bist. Für eine berufliche Umorientierung sprechen auch häufige Auslandsaufenthalte oder das Arbeiten im Freien (z.B. im Baugewerbe). Einer der wesentlichen Gründe neben der Arbeitsbelastung: Die schnelle Erreichbarkeit einer Toilette sollte gewährleistet sein.

Du weisst nicht genau, wie du deine Krankheit bei deinem Arbeitgeber ansprechen sollst? Lade dir jetzt unsere Vorlage "Wie sag ich’s meinem Arbeitgeber?" herunter, die dir helfen kann, mit deinem Arbeitgeber in Kontakt zu treten und über deine Krankheit zu sprechen.

Als Schreiner-Monteur ist Markus Ganz oft bei Kunden und auf Baustellen unterwegs. Seit der Diagnose Colitis ulcerosa im Jahr 1992, beschäftigt ihn wie viele andere Betroffene auch die Frage, wo sich die nächste Toilette befindet, sobald er ausser Haus ist. Markus Ganz gibt uns in dieser Episode Einblicke, wie er solche Situationen handhabt, wenn es wirklich dringend wird.

Beratung:

  • Nutze alle möglichen Beratungsangebote zur Berufswahl, zu Wieder- oder Quereinstieg bzw. Umschulung sowie zu deinen Rechten bei einer chronischen Erkrankung. (https://www.berufsberatung.ch)
  • Eine wertvolle Quelle kann der Austausch mit Betroffenen sein, die schon über viel Erfahrung im Berufsleben verfügen, etwa bei Veranstaltungen der Patientenselbsthilfe Crohn Colitis Schweiz oder in entsprechenden Internetforen.
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