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Bewegung und Sport

In dieser Podcast Episode erfährst Du, wie man trotz Morbus Crohn aktiv im Wettkampfsport sein kann. Corinne Wohler erzählt von WM-Qualifikationen im Hundesport, über Glücksgefühle bei Wanderungen und auf was sie bei körperlicher Betätigung achtet. Hör jetzt rein!

Mehr Bewegung bedeutet mehr Gesundheit

Unser Körper braucht Bewegung: Diese Erkenntnis findet mittlerweile in der Medizin immer grössere Beachtung. Denn gezielte körperliche Aktivität hält nicht nur gesund und fit, sie hat auch ein enormes therapeutisches Potenzial. CED und Sport schliessen sich nicht aus, im Gegenteil: Sportliche Aktivität kann das Wohlbefinden bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa deutlich steigern. Du kannst aber auch einiges falsch machen, wenn du wichtige Punkte nicht beachtest. Die nachfolgenden Informationen und Tipps sollen dir als Motivations- und Orientierungshilfe dienen.

Die Auswirkungen von Sport auf den Organismus: äusserst vielfältig!

Bewegung wirkt sich positiv auf Körper, Geist und Seele aus. Das ist heute unumstritten, wird wissenschaftlich intensiv beforscht und inzwischen auch medizinisch genutzt: Die körperliche Ertüchtigung rückt zunehmend in den Rang eines anerkannten Therapeutikums und ist immer häufiger ein Bestandteil des Behandlungsmanagements. Die ärztliche Empfehlung „Schonen Sie sich!“ gibt es heute – jenseits akuter Zustände und bestimmter Krankheitsursachen wie z.B. Infektionen – kaum noch.

Körperliche Aktivität wirkt sich auf zahlreiche Funktionsbereiche im menschlichen Organismus positiv aus, u.a. auf:

  • Bewegungsapparat (Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder),
  • Stoffwechsel,
  • Herz-Kreislauf-System,
  • Immunsystem,
  • Hormonsystem,
  • Nervensystem,
  • geistige Aktivität,
  • Psyche.

Bereits moderate Bewegung baut Muskeln auf und Stress ab. Das Herz-Kreislauf-System, die Körperabwehr, der Stoffwechsel, der Hormon- und Botenstoffhaushalt sowie die Regenerationsfähigkeit funktionieren besser – und das ist längst noch nicht alles.

Körperliches Training kann dir helfen, mit deiner Erkrankung besser umzugehen, die Krankheitsaktivität zu reduzieren und den Medikamentenbedarf zu vermindern. Weniger Stress, weniger Schmerzen, ein gesteigertes Wohlbefinden und eine Verbesserung der Körperwahrnehmung – all diese positiven Effekte werden von sporttreibenden CED-Patienten berichtet.

CED und Sport – eine gute Kombination mit besonderen Rahmenbedingungen

Allerdings schränken manche Umstände, die eine CED mit sich bringt, die Sporttauglichkeit und das Spektrum der in Frage kommenden Sportarten ein. Es gibt durchaus einige wichtige krankheitsspezifische Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Die körperliche Aktivität selbst löst keinen aktiven Schub aus, eine Überforderung kann dir aber ernsthaft schaden. Die wichtigsten Punkte findest du hier zusammengefasst.

Finde deine Sportart:

  • Es klingt vielleicht banal, ist aber tatsächlich wichtig: Suche dir am besten die Bewegungsart aus, mit der du dich am wohlsten fühlst und die dir am meisten Spass macht. Denn dann ist die Chance am grössten, dass du das Training dauerhaft in deinen Alltag integrierst und es nicht bei einer kurzen Episode bleibt.
  • Ideal ist die Kombination verschiedener Trainingsarten, denn zur Bewegung und körperlichen Anspannung gehört auch die Entspannung. Dafür steht eine ganze Reihe bewährter und beliebter Entspannungstechniken zur Verfügung, z.B. Atemübungen, autogenes Training, Yoga, Pilates oder progressive Muskelentspannung.
  • Mit einer Kombination aus Kraft- und Ausdauersport kannst du dich am besten auspowern. Der Kraftsport dient dem Muskelaufbau, während Ausdauersportarten die Sauerstoffversorgung im Körper verbessern und dafür sorgen, dass du dich anschliessend besser fühlst.
  • Mit mehr Kraft lebt es sich im Alltag besser, gerade mit einer chronischen Krankheit hast du dadurch in vielen Situationen einen Vorteil. Moderate Belastungen steigern zudem die Knochenstabilität und vermindern damit das bei einer CED erhöhte Risiko, an Osteoporose zu erkranken.
  • Besprich dein Trainingsprogramm vorab und anschliessend immer wieder mit deinem Arzt: Er kann dir seine ärztliche Einschätzung zur Art und Intensität deines körperlichen Trainings geben. Zudem könnt ihr gemeinsam prüfen, ob du bei positiven Effekten eventuell deine Medikamenteneinnahme verringern kannst.
  • Als geeignete Sportarten werden u.a. empfohlen:
    • Ausdauersportarten: z.B. Laufen, Walken, Radfahren, Schwimmen und Golf.
    • Ballsportarten: z.B. Badminton (schonender für den Schlagarm als Tennis oder Squash). Empfehlenswert: Dehnungsübungen vorher.
    • Beweglichkeit, Konzentration, Meditation, Einklang von Körper und Seele: z.B. Yoga (in fast jeder Krankheitsphase möglich).
    • Muskelaufbau, Körperhaltung und -wahrnehmung: z.B. Pilates (Stärkung v.a. von Beckenboden- sowie Bauch- und Rückenmuskulatur; nicht in akuten Krankheitsphasen, nach Operationen oder mit Stoma), Stretching, Konzentrationsübungen und Atmungsübungen gehören zum Training.
    • Tanzen (gut für Ausdauer, Kraft, Koordinationsfähigkeit, Körperwahrnehmung, sozial Teilhabe; keine Sprungfiguren bei Gelenkbeschwerden).
    • Naturerlebnis: Wandern (Vorteil von Stöcken: Gelenkschonung und zusätzliche Kräftigung der Arm- und Schultermuskulatur).

Trainiere nach Mass und deinem Bauchgefühl:

  • Wusstest du, dass der Blutfluss im Darm selbst bei gesunden Läufern während des Laufs um bis zu 80% abnimmt?
  • Überfordere dich nicht! Fang erstmal ganz moderat an und steigere die Intensität langsam, um deinen Körper Schritt für Schritt an die Belastungen zu gewöhnen. Was leicht übersehen wird: Pausen sind für den Trainingserfolg enorm wichtig! Dein Körper passt sich in der Erholungsphase an die gesetzten Reize an.
  • Höre auf deinen Körper und achte auf seine Signale! Während eines Schubs mehrmals pro Woche joggen zu gehen, ist natürlich keine gute Idee.
  • Denke immer an eine regelmässig und ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffzufuhr, ganz besonders in Phasen mit Durchfällen und bei grosser Hitze.
  • Nach einer Operation: Schone deine Bauchmuskeln und unternimm lieber erstmal längere Spaziergänge.
  • Krafttraining: Mehr Muskeln erhöhen nicht nur deine körperliche Kraft und Stabilität, sondern auch deinen Grundumsatz. Du profitierst von einer verbesserten Fettverbrennung.
  • Ausreichend lange Pausen sind beim Sport sehr wichtig, auch beim Krafttraining. Der Muskelaufbau findet während der Ruhephasen statt.
  • Die Muskulatur ist das grösste Stoffwechselorgan. Die Stoffwechselvorgänge finden vor allem nachts statt. Auch deshalb ist ausreichender Schlaf so wichtig und gesundheitsfördernd.
  • Ein massvolles Trainingsprogramm hat positive Effekte auf dein Abwehrsystem, auch auf das deiner Darmschleimhaut. Die Bewegung sorgt für eine erhöhte Anzahl an Abwehrzellen im Blut, wodurch die Infektanfälligkeit sinkt und Entzündungen gehemmt werden.

Besondere Rahmenbedingungen beim Sport mit CED:

  • Lass deinem Körper im mässigen bis schweren Schub unbedingt Zeit, um sich zu erholen.
  • Vorsicht bei Osteoporose: keine Sportarten mit extremer Belastung der Knochen!
  • Bewegung kann Gelenkschmerzen lindern, gelenkbelastende Sportarten solltest du aber lieber meiden.
  • Sportarten, bei denen der Damm belastet wird (z.B. Fahrradfahren), sind nicht geeignet bei Fisteln und Abszessen im Afterbereich.
  • In der Zeit direkt nach einer Operation gilt: kein Sport, sondern nur leichte Bewegung wie z.B. Spazierengehen.
  • Bei CED kann der Körper sensibler auf Umwelteinflüsse wie schlechtes Wetter, Hitze oder Kälte reagieren.
  • Bei hochintensiven Belastungen steigen die Atemgeschwindigkeit und das Atemvolumen. Mit der Atemluft gelangen mehr Keime in den Körper. Die zusätzliche Belastung durch eine erhöhte Keimmenge ist vor allem bei einer bereits bestehenden Entzündungsaktivität nicht zu unterschätzen.
  • Mehrere Faktoren können die Leistungsfähigkeit bei CED einschränken:
    • Im Alter steigt die Konzentration an Interleukinen, die als Botenstoffe bzw. Mediatoren im Körper agieren. Dadurch kommt es zu einem schnelleren Abbau von Muskeleiweissen und einem verschlechterten Neuaufbau von Muskeln. Auch bei einer CED sind vermehrt Interleukine vorhanden.
    • Zudem kann es bei einer Verkleinerung der funktionstüchtigen Oberfläche der Dünndarmschleimhaut zu einer mangelhaften Nährstoffaufnahme aus der Nahrung kommen.
    • Die Einnahme von Kortison-Präparaten führt auf Dauer zur Abnahme der fettfreien Körpermasse, zu vermehrtem Muskelabbau und zu verminderter Muskelkraft.
    • Die gute Nachricht: Durch sportliche Betätigung kannst du dein Wohlbefinden fördern. Bei Untergewicht oder Ernährungsmängeln empfiehlt sich ein reduziertes Training, um den Genesungsprozess zu fördern.

Leistungssport mit CED:

  • Auch mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist es möglich, zahlreiche Sportarten als Leistungssport auszuüben.
  • Hier gilt genauso wie oben: Nimm dir realistische Ziele vor und lass dich vorab sowie begleitend von deinem behandelnden Arzt beraten.
  • Ein paar wichtige Trainings-Tipps lauten:
    • Erhöhe im fortschreitenden Trainingsverlauf die Häufigkeit und verkürze die Länge der Einheiten.
    • Meide lange und intensive Trainingseinheiten und baue stattdessen kurze Belastungsspitzen in dein Sportprogramm ein.
    • Steigere die Trainingsdichte nur langsam um maximal 5–10% pro Woche. Verkürze dabei die Pausenlängen und Zeiträume zwischen mehreren Trainingseinheiten
    • Trainiere in Zyklen und baue innerhalb eines Trainings nach jeder intensiveren Einheit zwei bis drei moderate Einheiten ein.
    • Die „kluge Regeneration“ ist der Trick: Sorge für ausreichend Schlaf nach dem Sport, kümmere dich um eine passende Ernährung und fördere die Erholung mit lockeren Bewegungseinheiten.

Fazit: Wenn du regelmässig Sport treibst, hast du ausser den positiven Gesundheitseffekten noch weitere Vorteile: den Spass, den sozialen Kontakt, die Selbstbestätigung und ein gutes Stück Normalität. Fang nicht morgen damit an – sondern heute! Aber natürlich mit Bedacht und nicht im akuten Schub …

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