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Kinderwunsch und Schwangerschaft mit CED

Was ist zu beachten?

Kinder zu bekommen und eine Familie zu grĂŒnden zĂ€hlt fĂŒr viele Menschen zum Wichtigsten und Wertvollsten im Leben. Das ist in einem Leben mit CED nicht anders. NatĂŒrlich stellen sich in diesem Fall bei der Familienplanung zusĂ€tzlich einige Fragen, die die Krankheit betreffen. Wenn du sie gemeinsam mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin gezielt angehst, könnt ihr beide vorbereitet in den neuen Lebensabschnitt gehen und das werdende FamilienglĂŒck geniessen.

Wichtig ist auch eine gute Ă€rztliche Beratung im Vorfeld durch den behandelnden Gastroenterologen und den Frauenarzt. Besprich mit ihnen alle Punkte, die dir wichtig erscheinen oder dich beunruhigen. FĂŒr viele Fragen gibt es keine pauschalen Empfehlungen, die richtige Antwort hĂ€ngt hĂ€ufig von deiner individuellen Situation ab.↳

Die folgenden Aussagen zu einigen wichtigen Aspekten geben dir bzw. euch immerhin schon mal eine gewisse Orientierung:

Wird mein Kind auch an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leiden?

  • Es sind zahlreiche Stellen im Erbgut („Risiko-Gene“) bekannt, die mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa im Zusammenhang stehen. Sie sind aber nicht alleine verantwortlich fĂŒr die Entstehung der Krankheit, sondern erhöhen als „Risiko-Gene“ nur die AnfĂ€lligkeit dafĂŒr.
  • Bei einem erkrankten Elternteil ist laut Statistik bei Colitis ulcerosa etwa jedes 50. Kind und bei Morbus Crohn jedes 20. Kind betroffen (2 von 100 bzw. 5 von 100). Wenn beide Eltern erkrankt sind oder eine CED auch bei anderen Verwandten auftritt, steigt die Wahrscheinlichkeit.
  • Bei der Mehrzahl aller Patienten sind die anderen Familienmitglieder nicht an einer CED erkrankt.
  • Fazit: Die Sorge, die Erkrankung eventuell weiterzuvererben, sollte deine Familienplanung nicht beeintrĂ€chtigen.↳

Doch was sagt die Wissenschaft dazu? In dieser Podcast Episode diskutiert Gastgeberin Dr. Eve Huber mit Dr. med. Christoph Matter, welchen Einfluss ErnĂ€hrung, Stress, Umweltfaktoren und genetische EinflĂŒsse auf die Krankheit haben und welche dieser Faktoren Betroffene selbst beeinflussen können, um besser zu leben.

VerÀndert die CED meine Fruchtbarkeit?

  • Bei Colitis ulcerosa wird die Fruchtbarkeit offenbar nicht beeinflusst.
  • Bei Morbus Crohn kann die FortpflanzungsfĂ€higkeit im akuten Schub bzw. bei hoher KrankheitsaktivitĂ€t vermindert sein.
  • Nach einer Operation oder durch einen unregelmĂ€ssigen Zyklus kann deine Fruchtbarkeit als Frau etwas eingeschrĂ€nkt sein.
  • Insbesondere grosse oder wiederholte Operationen im kleinen Becken können die Fruchtbarkeit – eventuell nur vorĂŒbergehend – beeintrĂ€chtigen.↳

Wie kann der Arzt mir beim Kinderwunsch helfen?

  • Besprich mit deinem Gastroenterologen und deinem GynĂ€kologen, wie Du dich am besten auf die Schwangerschaft vorbereiten kannst. Dabei sind u.a. die folgenden Punkte von Interesse:
    • Wie hoch ist die KrankheitsaktivitĂ€t momentan und welche Medikamente können oder sollten vor, wĂ€hrend und nach der Schwangerschaft eingesetzt werden?
    • Ist eine Operation in absehbarer Zeit notwendig? Möglicherweise sollte sie vorgezogen werden, damit sie nicht wĂ€hrend der Schwangerschaft durchgefĂŒhrt werden muss.
    • Wie sehen deine Laborwerte aus? Besteht ein Eisenmangel oder hormonelle Störungen, die auszugleichen sind?
    • Was sagt die Waage: Hast du einen Gewichtsverlust aufzuholen?
    • Bereits ab 4 Wochen vor der Zeugung ist, wie bei allen Frauen mit Kinderwunsch, die Einnahme von FolsĂ€ure zu empfehlen.
  • Solltest Du ungeplant schwanger werden, besteht kein Grund zur Panik: Vereinbare kurzfristig ausser beim GynĂ€kologen auch einen Termin bei deinem Gastroenterologen, damit er ĂŒberprĂŒft, ob die aktuelle Therapie entsprechend anzupassen ist. Normalerweise erhalten Frauen im gebĂ€rfĂ€higen Alter keine Medikamente, die das Kind gefĂ€hrden könnten – oder werden zumindest auf das Risiko hingewiesen, verbunden mit der Empfehlung fĂŒr eine sichere EmpfĂ€ngnisverhĂŒtung.
  • Wichtig: Alle deine behandelnden Ärzte sollten ĂŒber deine CED (u.a. per Arztbrief) aktuell informiert sein und sich bei Bedarf darĂŒber austauschen.↳

Gibt es einen optimalen Zeitpunkt, um schwanger zu werden?

  • Ja: Erfolgt die Zeugung in einer beschwerdefreien Phase (Remission), kannst du mit einer normalen Schwangerschaft rechnen. Wie bei gesunden Frauen ist der Verlauf dann in den meisten FĂ€llen komplikationslos.
  • Beginnt die Schwangerschaft bei aktiver Erkrankung, sieht es anders aus: Dann ist das Risiko fĂŒr eine frĂŒhzeitige Geburt oder ein vermindertes Geburtsgewicht erhöht. Zudem kann die Gefahr, einen Schub zu bekommen, wĂ€hrend der Schwangerschaft ansteigen.↳

Was macht die Schwangerschaft mit der CED?

  • Der Verlauf hĂ€ngt von der KrankheitsaktivitĂ€t zu Beginn der Schwangerschaft ab:
    • Bei erhöhter KrankheitsaktivitĂ€t zum Zeitpunkt der Zeugung steigt das Risiko fĂŒr einen Schub.
    • Beginnt die Schwangerschaft in einer beschwerdefreien Phase, ist die Wahrscheinlichkeit fĂŒr einen Schub wĂ€hrend der nĂ€chsten 9 Monate nicht höher als bei nicht-schwangeren Frauen mit CED.
  • Und noch eine erfreuliche Botschaft: Wie sich gezeigt hat, können Schwangerschaften den weiteren Verlauf der chronischen Erkrankung gĂŒnstig beeinflussen. WĂ€hrend die LebensqualitĂ€t steigt, sind langfristig weniger operative Eingriffe nötig.
  • Allerdings lĂ€sst sich der individuelle Verlauf nie sicher vorhersagen: Bei einigen Schwangeren mit Colitis ulcerosa gehen die Beschwerden zurĂŒck, bei anderen bleiben sie unverĂ€ndert oder verschlechtern sich. Insgesamt scheinen Verschlechterungen wĂ€hrend der Schwangerschaft bei Morbus Crohn seltener aufzutreten als bei Colitis ulcerosa.↳

GefÀhrdet die CED das Ungeborene?

  • Es besteht nur dann eine erhöhte Gefahr, wenn die EntzĂŒndung nicht unter Kontrolle ist. Bei schweren EntzĂŒndungsschĂŒben, Fisteln oder wenn grosse Teile des mĂŒtterlichen Dickdarms entzĂŒndet sind, ist die Wahrscheinlichkeit von FrĂŒh- oder Fehlgeburten erhöht. Ein Schub kann auch das Risiko fĂŒr ein niedriges Geburtsgewicht steigern.
  • Deshalb ist das wichtigste Behandlungsziel, dass du wĂ€hrend der Schwangerschaft beschwerdefrei, also in Remission, bleibst. Wenn es zu einem Schub kommt, sollte dieser sofort behandelt werden.↳

Soll ich die Medikamente gegen CED wÀhrend der Schwangerschaft absetzen?

  • Bei vielen werdenden MĂŒttern dreht sich oft der erste Gedanke darum, alle Medikamente abzusetzen, um das Kind nicht zu gefĂ€hrden und die Schwangerschaft so natĂŒrlich wie möglich zu erleben. Der Wunsch ist sehr verstĂ€ndlich, allerdings kann eine unkontrollierte EntzĂŒndung letztlich die grössere Gefahr fĂŒr das Ungeborene darstellen (siehe die vorherige Frage).
  • Deshalb solltest du die Situation mit deinem Arzt besprechen und gemeinsam mit ihm entscheiden, wie die Remission am besten aufrechterhalten werden kann und was bei einem akuten Schub im Falle des Falles zu tun ist.↳

Welche Therapie ist wÀhrend der Schwangerschaft am besten geeignet?

  • Wie die bestmögliche Therapie wĂ€hrend der Schwangerschaft aussieht und welche Medikamente dafĂŒr geeignet sind, hĂ€ngt von deiner individuellen Situation ab und lĂ€sst sich nicht pauschal festlegen. Die Entscheidung triffst du gemeinsam mit deinem behandelnden Arzt.
  • FĂŒr viele Medikamente, die bei CED zum Einsatz kommen, liegen langjĂ€hrige Erfahrungen vor. Die behandelnden Ärzte werden durch Informationen aus Datenbanken und Empfehlungen der Fachgesellschaften kontinuierlich dabei unterstĂŒtzt, das mögliche Risiko fĂŒr die werdende Mutter und das ungeborene Kind einzuschĂ€tzen.↳

 

Ist eine normale Entbindung möglich?

  • Die Art der Entbindung hĂ€ngt von der individuellen Situation ab. So wird etwa bei entzĂŒndetem After und Enddarm normalerweise eher ein Kaiserschnitt statt einer vaginalen Geburt empfohlen.
  • Die Entscheidung zum Vorgehen sollte gemeinsam mit dem Gastroenterologen, dem Frauenarzt und dem Geburtshelfer getroffen werden.↳

Kann ich stillen?

  • Ob du dein Kind stillen kannst, hĂ€ngt von deiner therapeutischen Situation nach der Geburt ab. Manche Wirkstoffe gelangen in die Muttermilch und können vom Neugeborenen aufgenommen werden.
  • Andererseits ist die Erhaltung der Remission und die Behandlung eines akuten Schubs auch in dieser Phase wichtig. Meistens gibt es verschiedene Möglichkeiten. Besprich sie mit deinem Gastroenterologen und dem Kinderarzt.↳

Hier noch zwei hÀufige Fragen zur Familienplanung, die vielen MÀnnern mit CED Kopfzerbrechen bereiten:

Bin ich trotz CED zeugungsfÀhig?

  • Ja, bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind prinzipiell keine Auswirkungen auf die mĂ€nnliche Fruchtbarkeit zu befĂŒrchten.
  • Wenn du allerdings bestimmte Medikamente (z. B. aus der Gruppe der Sulfasalazin-PrĂ€parate) einnimmst, kann durch eine verschlechterte SpermienqualitĂ€t deine ZeugungsfĂ€higkeit vermindert sein. Dieses Problem lĂ€sst sich durch einen Therapiewechsel nach RĂŒcksprache mit deinem behandelnden Arzt beheben: Nach dem Absetzen bist du innerhalb von zwei Monaten normalerweise wieder so fruchtbar wie vorher.
  • Wenn es also um die Familienplanung geht, solltest du rechtzeitig mit deinem behandelnden Arzt sprechen und sicherstellen, dass fruchtbarkeitsgefĂ€hrdende Medikamente fĂŒr den Zeitraum der Zeugung aus deinem Therapieplan genommen werden.↳

Kann die CED Probleme mit der Erektion verursachen?

  • Hier besteht normalerweise kein Grund zur Sorge, denn Crohn und Colitis scheinen die Erektion nicht zu beeintrĂ€chtigen.
  • Erektionsstörungen gelten zwar einerseits als seltene Komplikation nach chirurgischer Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) bei Colitis ulcerosa. Andererseits gibt es auch Daten, die eine Verbesserung der ErektionsfĂ€higkeit und der sexuellen Lust nach dieser Operation zeigen.
  • Statistisch gesehen leidet etwa jeder fĂŒnfte Mann (auch mit gesundem Darm) irgendwann in seinem Leben unter einer Erektionsstörung. DafĂŒr gibt es viele verschiedene GrĂŒnde, die neben körperlichen Ursachen vor allem psychische Faktoren wie Stress, Leistungsdruck, Ängste und Konflikte betreffen. Die TherapieansĂ€tze sind ebenfalls vielfĂ€ltig, wobei Änderungen im Lebensstil oft schon ausreichen können: weniger Alkohol, Rauchverzicht, ErnĂ€hrungsumstellung, mehr Bewegung und geĂŒbte Entspannung.

Wenn dich Erektionsstörungen oder die Sorge darum plagen, dann sprich deinen behandelnden Arzt darauf. Dieser Schritt fĂ€llt vielen Patienten schwer, ist aber hĂ€ufig der wichtigste, um zu einer befriedigenden Lösung zu kommen.↳

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